Leopold Gabler
Taschner. Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Hingerichtet.
Lebenslauf
Leopold Gabler wurde am 11.5.1908 in Wien geboren. Er arbeitete als Taschner. Er trat als 14-jähriger dem Kommunistischen Jugendverband bei, und war Mitglied des Arbeitersportvereins.
Vorsitzender des KJV, Anhaltelager Wöllersdorf, drei Jahre Aufenthalt in der Sowjetunion, Rückkehr nach Wien, Tätigkeit für den "Soldatenrat"
1935 wurde Leopold Gabler Vorsitzender des Kommunistischen Jugendverbandes. Er war Mitglied des Zentralkomitees der KPÖ. Leopold Gabler war im Anhaltelager Wöllersdorf inhaftiert. Von Ende 1937 bis Jänner 1941 hielt er sich in der Sowjetunion auf. Ende Februar 1941kam er zurück nach Wien, wo die Gestapo bereits die illegale Leitung mit Erwin Puschmann verhaftet hatte. Leopold Gabler organisierte u. a. die antimilitaristische Arbeit des kommunistischen Jugendverbands Österreich (Soldatenrat).
Verhaftung, KZ Mauthausen, Todesurteil, Hinrichtung
Leopold Gabler wurde am 20. 10. 1941 verhaftet. Er war 17 Monate in Gestapohaft mit schweren Folterungen, dann Überstellung ins KZ Mauthausen. Im April 1942 wurde er von Mauthausen ins Landesgericht I überstellt. Am 15. 4. 1944 erfolgte seine Verurteilung zum Tode. Am 7.6.1944 wurde er im Landesgericht I in Wien hingerichtet.
Aus dem Urteil
„Nachdem schon im Jahr 1940 anlässlich verschiedener Besprechungen in Moskau, an denen sich auch der Angeklagte beteiligt hatte, die illegale Tätigkeit der KPÖ im Reich besprochen worden war, erklärte sich der Angeklagte im Januar auf Veranlassung des Funktionärs Koplenig bereit, aus der Sowjetunion nach Wien zurückzukehren und dort den bereits in Wien beim Neuaufbau der KPÖ tätigen Auslandsfunktionär Erwin Puschmann zu unterstützten. (…) Etwa Ende Februar 1941 begab sich der Angeklagte über Sofia und Belgrad nach Agram, wo er mit dem Kornweitz zusammentraf. Als er von diesem erfuhr, dass Puschmann in Wien festgenommen und der gesamte Apparat der KPÖ zerschlagen sei, fasste er gemeinsam mit Kornweitz den Entschluss, den Wiederaufbau der KPÖ in Wien selbst in die Hand zu nehmen. (…) Der Angeklagte kam nach Aufenthalten in Marburg/Drau und Prävali über Klagenfurt und Graz im August 1941 in Wien an (…) trat er durch den Kommunisten [Franz] Händler mit der Gesinnungsgenossin Leopoldine Kovarik (Deckname ’Poldi‘) in Fühlung (…) Kovarik und Händler*) vermittelten ihm auch eine Zusammenkunft mit dem ihm schon vom KJVÖ her bekannten Funktionär Friedrich Hedrich (…) Er unterrichtete ihn dabei über seine Aufgabe in Wien und forderte ihn auf, sich am Aufbau der KPÖ durch Herstellung von Verbindungen zu Genossen in Industriebetrieben zu beteiligen.“
Benennung einer Verkehrsfläche nach Leopold Gabler
Seit Juni 1946 ist eine Verkehrsfläche in Steyr-Münichholz nach ihm benannt.
Gedenkort - Landesgericht für Strafsachen Wien
Im ehemaligen Hinrichtungsraum des Landesgericht für Strafsachen Wien findet sich sein Name auf einer der Gedenktafeln.
Gedenkort - Gruppe 40, Zentralfriedhof
In der Gruppe 40 wurden die im Wiener Landesgericht Hingerichteten beerdigt. 2013 wurde die Gruppe 40 zur Nationalen Gedenkstätte erklärt.
Quellen und Bildnachweise
- Willi Weinert, "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". 4. Auflage Wiener Stern Verlag, 2017
- Porträtbild: Willi Weinert oder Wiener Stern Verlag
- Bild Fallbeil/Guillotine: Leihgeber Kurt Brazda
- Andere Bildrechte: Angabe bei Anklicken des Bildes (Bildinformation)
- Andere Bilder: Privatbesitz oder Verein Zur Erinnerung
Hauptwerke zur Gruppe 40
- Willi Weinert, „Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer“. Biografien der im Wiener Landesgericht hingerichteten WiderstandskämpferInnen gegen das NS-Regime. Ein Führer durch die Gruppe 40 am Wiener Zentralfriedhof. 4. Auflage Wiener Stern Verlag 2017
- Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. 4 Bände. Wiener Stern Verlag 2016
Weiterführende Informationen
- DÖW Katalog zur permanenten Ausstellung. Hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien 2006
- Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008
- Die Geschichte des Grauen Hauses und die österreichische Gerichtsbarkeit, Wien 2012
- DÖW (Hg.) Widerstand und Verfolgungen in den österreichischen Bundesländern (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich, Salzburg), Wien 1975-1991
- Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.) Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung, Wien 2011
- Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hg.), „Die Vollstreckung verlief ohne Besonderheiten“, Wien
- Herbert Steiner, Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1995
- Herber Steiner, Zum Tode verurteilt: Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1964
Web-Hinweise
- www.sternverlag.at - Wiener Stern Verlag
- www.doew.at - Dokumentationsarchiv des österr. Widerstands
- www.kz-verband.at - KZ-Verband/VdA
- www.freiheitskämpfer.at - Bund Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen
- www.oevp-kameradschaft.at - ÖVP Kameradschaft der politisch Verfolgten
- www.nachkriegsjustiz.at - Zentrale österr. Forschungsstelle Nachkriegsjustiz
- www.archiv.wien.at - Wiener Stadt- und Landesarchiv
- www.friedhoefewien.at - Friedhöfe Wien